Expertenstandard: Beziehungsgestaltung in der Pflege von Menschen mit Demenz
Die Pflege von Menschen mit Demenz erfordert eine Person-zentrierte Haltung der Pflegenden. Der „Expertenstandard Beziehungsgestaltung in der Pflege von Menschen mit Demenz“ bietet eine wissenschaftlich begründete Grundlage dafür.
Das Ziel des Expertenstandards ist, dass pflegebedürftige Menschen mit Demenz Angebote zur Beziehungsgestaltung erhalten. Diese Angebote sollen das Gefühl, gehört, verstanden, angenommen und mit anderen verbunden zu sein erhalten oder fördern.
Erfahren Sie hier, was Pflegefachkräfte tun können, um dazu beizutragen, die Lebensqualität von Menschen mit Demenz zu verbessern.
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Individuelle Bedarfe erkennen und passende Maßnahmen ableiten
Die Gestaltung von Beziehungen zu Menschen mit Demenz erfordert ein tiefes Verständnis für ihre individuellen Bedürfnisse und Wünsche. Jeder Mensch ist einzigartig und reagiert unterschiedlich auf bestimmte Reize und Situationen.
Bei der Person-zentrierten Haltung geht es darum, Personen mit Demenz individuell wahrzunehmen und zu verstehen. Durch diese Art der Wahrnehmung, Haltung und einfühlsamen Beobachtung können Pflegende herausfinden, welche Maßnahmen zur Beziehungsgestaltung am besten geeignet sind.
Ein erster Schritt besteht darin, die Persönlichkeit, Vorlieben, Gewohnheiten und Lebensgeschichte der Person mit Demenz kennenzulernen. Aus diesen Informationen ergeben sich Hinweise für Unterstützungsbedarfe zur Beziehungsgestaltung. Hinzu kommen durch Worte oder im Verhalten ausgedrückte Botschaften, die Sie erst mit dem Hintergrundwissen über die Person mit Demenz verstehen können. Dadurch kann es Ihnen leichter fallen, die wirklichen Bedürfnisse der Person zu erkennen, passend darauf zu reagieren und zielführende Maßnahmen abzuleiten.
Wenn Menschen mit Demenz nicht mehr in der Lage sind, sich verbal auszudrücken, können Pflegende anhand ihrer Körpersprache und anderer nonverbaler Signale in Kombination mit Hintergrundwissen über die Person dennoch verstehen, welche Unterstützung die Person mit Demenz gerade benötigt.
Für die Kommunikation mit Menschen mit Demenz sollte genügend Zeit eingeplant werden. Es ist wichtig, die Betroffenen in Ruhe zu beobachten und ihnen aufmerksam zuzuhören. Zudem sollte ihnen Raum gegeben werden, sich auszudrücken.
Eine Umgebung zum Wohlfühlen schaffen
Die Gestaltung der Pflegeeinrichtung spielt eine entscheidende Rolle für das Wohlbefinden von Menschen mit Demenz. Eine Umgebung, die ihnen Sicherheit, Orientierung und Geborgenheit vermittelt, trägt dazu bei, dass sie sich wohl und geborgen fühlen. Wichtige Aspekte dabei sind z.B.:
- Eine ruhige Atmosphäre: Eine ruhige und stressfreie Umgebung vermeidet unnötigen Lärm und reduziert hektische Aktivitäten.
- Übersichtlichkeit: Eine klare und übersichtliche Gestaltung der Räumlichkeiten hilft Menschen mit Demenz, sich zu orientieren. Wegweiser, Türbeschriftungen und leicht verständliche Symbole helfen den Betroffenen, sich zurechtzufinden.
- Vertraute Gegenstände: Das Vorhandensein vertrauter Gegenstände vermittelt Sicherheit und Geborgenheit. Persönliche Fotos, Erinnerungsstücke, private Möbel oder andere Gegenstände aus dem früheren Leben können im Zimmer des Betroffenen aufgestellt werden.
- Natürliche Beleuchtung: Vorhänge lassen Tageslicht herein. Wenn es draußen dunkel ist, kann durch eine sanfte, warme Beleuchtung eine gemütliche Atmosphäre geschaffen werden.
- Einfach und klar kommunizieren: Eine wichtige Rolle spielt auch die Kommunikation. Es wird empfohlen, eine einfache, klare und unterstützende Sprache zu verwenden, um Botschaften zu vermitteln. Es sollte ruhig und freundlich gesprochen und Blickkontakt auf Augenhöhe hergestellt werden. Es ist wichtig, geduldig zu sein und sich Zeit zu nehmen, um auf die betroffene Person einzugehen. Gesten und Worte können zeigen, dass eine Kommunikation stattfindet.
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Die Verstehens-Hypothese als Leitfaden
Die Verstehens-Hypothese beruht auf der Idee, dass sich Pflegende gegenüber Menschen mit Demenz professioneller verhalten, wenn Sie diese Menschen besser verstehen. Die Verstehens-Hypothese ist der Versuch, um z. B. symbolische Ausdrucksweisen von Menschen mit Demenz zu deuten.
Es sollten alle zur Verfügung stehenden Informationen genutzt werden, um eine Verstehens Hypothese zu bilden. Die Hypothese kann sich im weiteren Pflegeverlauf bestätigen oder sie muss korrigiert werden.
Der beste Weg, eine Verständnishypothese aufzustellen, besteht darin, sich folgende Fragen zu stellen:
- Wie erlebt die Person mit Demenz sich selbst, andere Menschen und ihre Welt?
- Aus welchem Denken, Fühlen und Erleben heraus ergeben die Verhaltensweisen der Person mit Demenz Sinn?
- Was ist die Funktion von gezeigten Verhaltensweisen und was wird mit dem Verhalten kompensiert?
- Auf welche inneren Antriebe, Fragen und Themen ist das gezeigte Verhalten eine Antwort?
Maßnahmen zur Beziehungsgestaltung evaluieren
Die Evaluation des Erfolgs von Maßnahmen soll sicherstellen, dass diese auch effektiv die gewünschten Ergebnisse erzielen. Die Maßnahmen sollten gegebenenfalls angepasst werden. Möglichkeiten, den Erfolg der Beziehungsgestaltung mit Menschen mit Demenz zu evaluieren, sind z.B:
- Beobachtung der Wirkung der Maßnahmen und Dokumentation der Beobachtungen. Dabei wird auf Veränderungen im Verhalten, in der Stimmung und im Wohlbefinden der betroffenen Person geachtet. Der Austausch mit Kolleg*innen über die verschiedenen Beobachtungen sowie die Befragung von Angehörigen bezüglich deren Beobachtungen sind hilfreich.
- Regelmäßige Gespräche mit der betroffenen Person durchführen, sofern möglich. Dabei können Wahrnehmungen, Gefühle und Bedürfnisse abgefragt werden.
- Beobachtungen, Erfahrungen und Herausforderungen regelmäßig im Team besprechen. Gemeinsam können neue Ideen entwickelt, Rückmeldungen gegeben und Maßnahmen verbessert werden.
Die Beziehungsgestaltung in der Pflege von Menschen mit Demenz ist von großer Bedeutung für deren Lebensqualität und Wohlbefinden. Der „Expertenstandard Beziehungsgestaltung in der Pflege von Menschen mit Demenz“ bietet Pflegenden eine fundierte Grundlage für ihre tägliche Arbeit. Durch das Erkennen individueller Bedürfnisse, das Schaffen einer ruhigen und übersichtlichen Umgebung, die Anwendung der Verstehenshypothese und die Evaluation von Maßnahmen können Pflegende Beziehungen gestalten und Menschen mit Demenz wertschätzend und respektvoll pflegen.
E-Learning-Kurs zur Vertiefung des Themas
Für Pflegefachpersonen, die mehr zu diesem Thema erfahren möchten, bietet Pflegeclever spezielle E-Learning-Kurse an. Diese vermitteln anwendbares Praxiswissen und auf der Basis des Expertenstandards „Beziehungsgestaltung in der Pflege von Menschen mit Demenz“. Interaktionen, Fallbeispiele und Überprüfungsfragen unterstützen ihre Lernerfahrung in diesen Kursen. Ein Zertifikat bestätigt, dass sie den Kurs absolviert haben.
Expertenstandard Demenz
Der Expertenstandard „Beziehungsgestaltung in der Pflege von Menschen mit Demenz“ beschreibt, was Pflegefachpersonen tun sollten, um Menschen mit Demenz gut zu pflegen. Für die professionelle Pflege geht es um eine funktionale Ausrichtung der Pflege von Menschen mit Demenz hin zur Lebensweltorientierung und personenzentrierten Beziehungsgestaltung.

Expertenstandard Beziehungsgestaltung in der Pflege von Menschen mit Demenz
FAQs
Was sind Expertenstandards?
Expertenstandards sind fachlich begründete Leitlinien, die vom DNQP zur Förderung der Qualität in der Pflege entwickelt und aktualisiert werden. Sie geben Handlungsempfehlungen für komplexe berufliche Interventionen und orientieren sich an den Bedürfnissen der zu Pflegenden.
Was ist das Ziel des Expertenstandards “Beziehungsgestaltung in der Pflege von Menschen mit Demenz”?
Ziel dieses Expertenstandards ist es, pflegebedürftigen Menschen mit Demenz durch eine Person-zentrierte Haltung Angebote zur Beziehungsgestaltung zu machen, um ihr Gefühl des Gehörtwerdens, des Verstandenwerdens, des Angenommenseins und der Verbundenheit zu fördern.
Warum ist eine individuelle Bedarfsanalyse wichtig?
Eine individuelle Bedarfsanalyse ist wichtig, um die spezifischen Bedürfnisse und Wünsche von Menschen mit Demenz zu erkennen. Daraus können geeignete Maßnahmen zur Beziehungsgestaltung abgeleitet werden.
Wie können Pflegende die Bedürfnisse von Menschen mit Demenz besser verstehen?
Pflegende können die Bedürfnisse von Menschen mit Demenz besser verstehen, wenn sie sich die Zeit nehmen, die Persönlichkeit, die Vorlieben, die Gewohnheiten und die Lebensgeschichte der Person kennen zu lernen. Außerdem helfen einfühlsame Beobachtung und die Interpretation nonverbaler Signale.
Welche Rolle spielt das Umfeld bei der Gestaltung der Beziehung zu Menschen mit Demenz?
Die Umgebung spielt eine entscheidende Rolle für das Wohlbefinden von Menschen mit Demenz. Eine Umgebung, die Sicherheit, Orientierung und Geborgenheit vermittelt, fördert das Wohlbefinden.
Wie sollte die Kommunikation mit Menschen mit Demenz gestaltet werden?
Die Kommunikation sollte einfach, klar, unterstützend und auf Augenhöhe sein. Ruhiges und freundliches Sprechen sowie Blickkontakt sind wichtig, um eine erfolgreiche Kommunikation zu ermöglichen.
Was besagt die Verstehens-Hypothese im Kontext der Beziehungsgestaltung mit Menschen mit Demenz?
Die Verstehens-Hypothese besagt, dass Pflegende sich professioneller verhalten, wenn sie Menschen mit Demenz besser verstehen. Dabei geht es um die Interpretation von symbolischen Äußerungen und inneren Impulsen des Betroffenen.
Wie kann die Wirksamkeit von Maßnahmen zur Beziehungsgestaltung evaluiert werden?
Die Wirksamkeit der Maßnahmen kann durch Beobachtung und Dokumentation von Veränderungen des Verhaltens, der Stimmung und des Wohlbefindens der betroffenen Person sowie durch den Austausch mit Kollegen*innen und Angehörigen evaluiert werden.
Warum ist eine regelmäßige Evaluation der Maßnahmen wichtig?
Eine regelmäßige Evaluation der Maßnahmen stellt sicher, dass diese effektiv sind und die gewünschten Ergebnisse erzielen. Bei Bedarf können Maßnahmen angepasst und verbessert werden.
Welche Rolle spielt die Zusammenarbeit im Team bei der Gestaltung der Beziehung zu Menschen mit Demenz?
Die Zusammenarbeit im Team ermöglicht den Austausch von Erfahrungen, Herausforderungen und Ideen zur Verbesserung der Beziehungsgestaltung. Gemeinsam können neue Ansätze entwickelt und Maßnahmen optimiert werden.
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