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Expertenstandard: Dekubitusprophylaxe in der Pflege

Obwohl es sich um ein weitgehend vermeidbares Problem handelt, entwickeln jedes Jahr viele Menschen ein Druckgeschwür. Diese verursachen nicht nur Schmerzen und Leiden für die Betroffenen, sondern es entstehen auch:

  • Ein erhöhtes Risiko für Komplikationen wie Knocheninfektionen und Sepsis.
  • Erhöhte Kosten durch zusätzliche Behandlung und längere Pflege.
  • Negative Auswirkungen auf die Gesundheitseinrichtung, da das Auftreten von Druckgeschwüren ein Indikator für die Qualität der Pflege ist.

Der Expertenstandard Dekubitusprophylaxe in der Pflege ist ein evidenzbasiertes Qualitätsinstrument. Sein Ziel ist die Verhinderung eines Dekubitus. Das Ziel soll dadurch erreicht werden, dass Pflegenden gezeigt wird, wie Dekubitusprophylaxe in die Praxis integriert werden kann.

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Was ist ein Dekubitus?

Ein Dekubitus entsteht, wenn Gewebe zwischen einer äußeren Oberfläche und dem innen liegenden Knochen zusammengedrückt wird. Typische Risikobereiche sind Kreuzbein, Hüfte, Fersen und Schulterblätter. Sowohl die Stärke der Kompression als auch deren Dauer sind Schlüsselfaktoren für die Entstehung eines Dekubitus. Eine starke Kompression über einen kurzen Zeitraum kann ebenso zu einem Dekubitus führen wie eine leichte Kompression über einen längeren Zeitraum.

Durch die Kompression verschließen sich die Blutgefäße, so dass das Gewebe nicht mehr ausreichend mit Blut versorgt wird. Die daraus resultierende Ischämie führt zur Schädigung und zum Abbau von Gewebe. Die Kompression führt auch zu Zelldeformationen – wenn die Form einer Zelle deformiert wird, kann ihre äußere Membran undicht werden oder sogar platzen. Dies führt zum Austritt des Zellinhalts und damit zum Zelltod. Man geht heute davon aus, dass dies der Hauptmechanismus für die Entstehung von Dekubitus ist (EPUAP/NPIAP/PPPIA, 2019).

Zusätzlich zum vertikalen Druck können auch Scherkräfte eine Rolle spielen, d. h. seitliche Bewegungen der Haut, die Zellen und Blutgefäße direkt verformen können, was wiederum zu Ischämie und Zelltod führt.

Die Haut besteht aus drei Schichten:

  • Oberhaut (Epidermis) – die dünne äußere Schicht
  • Dermis – enthält Blutgefäße, Nerven und Talgdrüsen
  • Unterhaut – die tiefste Schicht, die aus einem Netz von Fettzellen und Kollagen besteht.

Ein Dekubitus kann eine oder alle Hautschichten betreffen, wobei die Tiefe der Schädigung die Grundlage für die Klassifizierung des Dekubitus bildet.

Ein Dekubitus kann in vier Kategorien eingeteilt werden, die vom National Pressure Ulver Advisory Panel (NPUAP) und dem European Pressure Ulcer advisory Panel ( EPUAP) erarbeitet wurden:

  • Bei einem Dekubitus der Kategorie 1 ist die Haut intakt, aber es liegt eine Rötung vor, die sich nicht zurückbilden kann. Bei dunklerer Haut ist Vorsicht geboten, da die Rötung möglicherweise nicht so offensichtlich ist. Wärme, Schmerzen oder eine Veränderung der Hautbeschaffenheit können ebenfalls auftreten (ICD-10 L89.0).
  • Dekubitus der Kategorie 2 sind rote oder rosafarbene Wunden, die die Epidermis betreffen und bis in die Dermis reichen können. Sie können in Form von Blasen, Hautablösungen oder Abschürfungen auftreten (ICD-10 L89.1).
  • Ein Dekubitus der Kategorie 3 besteht aus einer Schädigung aller drei Hautschichten, wobei die darunter liegenden Faszien, Muskeln oder Knochen in der Regel nicht sichtbar sind. Es können Beläge wie Krusten vorhanden sein und die Wundränder können eine Untertunnelung aufweisen (ICD-10 L89.2).
  • Ein Dekubitus der Kategorie 4 ist eine großflächige Schädigung, die Muskeln, Knochen oder Gelenkkapseln betrifft (ICD-10 L89.3).

Manchmal kann sich bei einem Dekubitus ein harter, trockener, schwarzer Belag – der Wundschorf – bilden, und da dieser die Untersuchung des Wundbettes verhindert, bezeichnet das NPUAP diesen Dekubitus als “nicht klassifizierbar”. Nach ICD-10 wird dieser jedoch der Kategorie 3 zugeordnet.

Außerdem kann es sein, dass Gewebe zerstört wurde, aber die Haut darüber noch intakt ist. In dem Fall kann man schwer beurteilen, wie tief der Gewebeschaden ist. In dem Fall sprechen EPUAP und NPUAP von einer vermuteten tiefen Gewebsschädigung.

Die Kenntnis der Kategorie eines Dekubitus ist von entscheidender Bedeutung, da sie es dem Pflegepersonal ermöglicht, die Wunde angemessen zu behandeln UND die Wirksamkeit dieser Behandlung zu beurteilen.

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Risikobewertung

Ein weiterer Bereich der Dekubitusprophylaxe ist die Risikobewertung. Wird über einen längeren Zeitraum Druck auf eine Körperstelle ausgeübt, kann die Haut geschädigt werden. Darüber hinaus gibt es weitere Faktoren, die das Dekubitusrisiko erhöhen. Die Kenntnis dieser Faktoren trägt dazu bei, Menschen mit erhöhtem Dekubitusrisiko angemessen zu versorgen. Zu den Risikofaktoren gehören:

  • eingeschränkte Beweglichkeit
  • beeinträchtigte Durchblutung
  • beeinträchtigte Hautintegrität

Der wichtigste Faktor ist die eingeschränkte Beweglichkeit. Selbst wenn wir lange sitzen, z. B. an einem Bürotisch, bewegen wir uns ständig auf dem Stuhl und verlagern unser Gewicht regelmäßig auf andere Körperteile. Menschen mit eingeschränkter Mobilität können dies jedoch weniger gut oder sind auf Unterstützung angewiesen, um ihre Position zu verändern. Sie sind auch weniger in der Lage, eine Position zu halten, so dass sie im Bett oder auf dem Stuhl nach unten rutschen, wobei Scherkräfte entstehen.

Die Haut kann in Kombination mit anderen Faktoren empfindlicher sein, z. B. bei folgenden Beispielen:

  • Diabetes kann zu einer peripheren Neuropathie führen. Diese verminderte Empfindlichkeit kann dazu führen, dass die Person z. B. den Druck von zu engen Schuhen nicht spürt.
  • Inkontinenz kann dazu führen, dass die Haut über längere Zeit Feuchtigkeit ausgesetzt ist, was zu Mazeration und Integritätsverlust führen kann.
  • Mangelernährung, da Proteine und bestimmte Vitamine für eine gesunde Haut notwendig sind.

Und nicht zu vergessen: Auch die Pflege und medizinische Versorgung der Menschen mit Pflegebedarf selbst kann zu einem Dekubitus führen. Nasenbrillen, Sauerstoffmasken, Blasenkatheter und Infusionsschläuche können Druckgeschwüre verursachen.

Eine erste Risikobeurteilung (das sogenannte initiale Screening) sollte zu Beginn der Pflege erfolgen. Wenn danach eine Gefährdung nicht ausgeschlossen werden kann, sollte eine differenzierte Beurteilung des Dekubitusrisikos erfolgen. Es sollten auch regelmäßige Beurteilungen und Hautinspektionen durchgeführt werden, um festzustellen, ob die empfohlenen Maßnahmen wirksam sind. Jede Veränderung des Zustands der Menschen mit Pflegebedarf ist ebenfalls Anlass für eine Neubewertung des Dekubitusrisikos.

Zur Einschätzung des Dekubitusrisikos werden häufig Skalen verwendet. Entscheidend ist, dass die gewählte Skala für die Zielgruppe geeignet ist und von allen Mitarbeitenden konsequent angewendet wird.

Vorbeugen ist besser als heilen

Die Förderung und Unterstützung der Beweglichkeit ist von entscheidender Bedeutung, da sie den Körper entlastet und die Durchblutung fördert. Menschen mit stark eingeschränkter Mobilität benötigen regelmäßige Positionswechsel. Dabei sind druckentlastende und -verteilende Hilfsmittel wie unterstützende Matratzen, Kissen und Decken hilfreich.

Hier ein paar Tipps zu empfohlenen druckentlastenden Positionen:

  • Die 30°-Seitenlage ist der 90°-Lage vorzuziehen, da sie das Kreuzbein entlastet, aber keinen direkten Druck auf Hüfte und Schulter ausübt. Diese Position sollte durch Kissen unterstützt werden.
  • Bei der 135°-Lage wird der Person mit Pflegebedarf mit Hilfe von Kissen in eine Position gebracht, die den gesamten Rücken entlastet.
  • Bei der Freilage der Ferse ist wichtig, dass der gesamte Unterschenkel unterstützt wird. Wird z. B. ein gerolltes Handtuch unter den Knöchel gelegt, kann sich durch das Handtuch ein Dekubitus entwickeln.

Druckentlastung und -verteilung sind der Schlüssel zur Dekubitusprophylaxe und sollten regelmäßig erfolgen. Die Häufigkeit hängt von der Person mit Pflegebedarf ab und sollte in einem Bewegungs- und Positionierungsplan festgehalten werden. Die Wirksamkeit dieser Maßnahmen kann unter anderem durch regelmäßige Hautinspektionen beurteilt werden. Es ist wichtig, daran zu denken, dass sich das Dekubitusrisiko verändern kann. Deshalb sollte auch regelmäßig das Dekubitusrisiko evaluiert und der Maßnahmenplan gegebenenfalls angepasst werden.

Neben der Veränderung der Position kann auch die Oberfläche, auf der die*der Pflegebedürftige liegt, eine wichtige Rolle bei der Druckentlastung spielen. Es gibt viele verschiedene Wechseldrucksysteme für Matratzen, die sich regelmäßig aufblasen und entleeren, um die Druckpunkte zu verändern. Sie sind kein Ersatz für Positionswechsel, sondern eine unterstützende Maßnahme. Bei der Anwendung müssen die Vorgaben des Herstellers eingehalten werden, um die Wirksamkeit zu gewährleisten.

Der Pflegeberuf ist nicht statisch – er entwickelt sich weiter, wenn evidenzbasierte Praktiken identifiziert und umgesetzt werden. Dies bedeutet, dass einige Praktiken, wie z. B. Sitzringe zur Entlastung des Kreuzbeins oder wassergefüllte Handschuhe für die Fersen, heute nicht mehr empfohlen werden. Der Expertenstandard fasst diese Informationen zusammen, damit Pflegefachkräfte auf dem aktuellen Stand bleiben.

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Expertenstandard Dekubitusprophylaxe

Neben Schmerzen und Einschränkungen für die Betroffenen führt die Behandlung von Dekubitus jährlich zu enormen Folgekosten. Das Neuauftreten von Dekubitus in Gesundheitseinrichtungen ist ein weitverbreiteter Indikator zur Beurteilung der Versorgungsqualität. Dieser Kurs liefert einen Überblick über die Inhalte des aktuellen Expertenstandards Dekubitusprophylaxe in der Pflege.

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Expertenstandard Dekubitusprophylaxe in der Pflege

FAQs

Was sind Expertenstandards?

Expertenstandards sind fachlich begründete Leitlinien, die vom DNQP zur Förderung der Qualität in der Pflege entwickelt und aktualisiert werden. Sie geben Handlungsempfehlungen für komplexe berufliche Interventionen und orientieren sich an den Bedürfnissen der zu Pflegenden.

Was ist ein Dekubitus?

Ein Dekubitus ist eine lokale Schädigung der Haut und des darunter liegenden Gewebes durch Druck, Reibung oder/und Scherkräfte.

Welche Risikofaktoren außer der Immobilität begünstigen die Entstehung eines Dekubitus?

Zu den Risikofaktoren gehören mangelnde Sensibilität (z. B. diabetische Neuropathie), Mangelernährung, Feuchtigkeit an Prädilektionsstellen und hohes Alter.

Warum ist die Dekubitusprophylaxe in der Pflege so wichtig?

Die Dekubitusprophylaxe ist von entscheidender Bedeutung, da ein Dekubitus zu schwerwiegenden Komplikationen führen und die Lebensqualität der Betroffenen erheblich beeinträchtigen kann.

Welche Maßnahmen gehören zur Dekubitusprophylaxe?

Zur Dekubitusprophylaxe gehören regelmäßige Druckentlastung und -verteilung, Hautinspektionen, druckentlastende Hilfsmittel, Mobilitätsförderung und ausreichende Ernährung.

Wie oft sollte ein Positionswechsel durchgeführt werden?

Die Häufigkeit des Lagerungswechsels hängt von individuellen Faktoren ab, sollte aber mindestens alle zwei Stunden erfolgen.

Welche Rolle spielt die Hautpflege bei der Dekubitusprophylaxe?

Regelmäßige Hautpflege trägt dazu bei, die Hautintegrität zu erhalten und das Risiko von Hautschäden zu verringern.

Sind spezielle Matratzen zur Dekubitusprophylaxe notwendig?

Spezielle druckentlastende Matratzen können bei richtiger und sachgerechter Anwendung das Dekubitusrisiko, insbesondere bei immobilen Menschen, reduzieren. Sie ersetzen jedoch nicht den regelmäßigen Positionswechsel.

Wie kann das Pflegepersonal in der Dekubitusprophylaxe geschult werden?

Die Schulung sollte die praktische Anwendung der Prophylaxe, Assessment-Techniken und den Umgang mit Risikofaktoren umfassen. Pflegeeinrichtungen können über Expert*innen für Dekubitusprophylaxe verfügen, die Schulungen vor Ort anbieten oder es können Kurse wie der Pflegeclever-Kurs “Dekubitusprophylaxe in der Pflege” online absolviert werden.

Was ist zu tun, wenn trotz Prophylaxe ein Dekubitus entsteht?

Wenn sich ein Dekubitus entwickelt, ist eine sofortige ärztliche Intervention und eine adäquate Wundversorgung erforderlich. Es sollte eine Bewertung vorgenommen werden, um festzustellen, welche Faktoren zur Entstehung des Dekubitus beigetragen haben, und der Maßnahmenplan der Person mit Pflegebedarf sollte aktualisiert werden, um die Maßnahmen zu berücksichtigen, mit denen diese Faktoren verringert werden können.

Wie kann die Wirksamkeit der Dekubitusprophylaxe überprüft werden?

Die Überprüfung kann durch die regelmäßige und konsequente Dokumentation des Dekubitusrisikos und die Überprüfung der Inzidenzraten von Dekubitus in der Gesundheitseinrichtung erfolgen.

Eine Übersicht mit Kursen zu Expertenstandards in der Pflege finden Sie in unserer Kursbibliothek.

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